oder
Wie
ich lernte, eine tiefe Furche auf der Stirn zu tragen
Es
gibt Dinge, die kommen einfach nie aus der Mode. Sachen, die seit
ihrer Erfindung nicht einfach von dem einen gemocht und vom anderen
auch noch gewollt werden, sondern die, seitdem sie zum ersten Mal
Verwendung fanden, so wenig aus dem menschlichen Leben wegzudenken
sind, als gehörten sie zum Menschsein dazu wie der Gang auf zwei
Beinen und die Fähigkeit sich wohl zu artikulieren. Wobei das ein
oder andere, das einmal solchen Status genoss, solchen bereits wieder
verloren zu haben scheint. Aber eines, dem wird dieses Schicksal
erspart bleiben. So wahr ich...
Mit
dieser Wahrheit wurde ich konfrontiert, als ich an einem Tag im Juli,
der es nach Maßstäben eines mitteleuropäischen Post-Eiszeitalters
nicht zur Bezeichnung eines Sommertages brachte,einen Schatz fand.
Das war kein Glück. - Missverstehen Sie mich nicht! Es war auch kein
Pech. Es war … nichts. Es war nur einfach. Ich hatte weder gesucht,
noch gehofft. Niemand hatte mir gesagt: „Mädchen, mach was aus
deinem Tag!“ Niemand hatte überhaupt jemals so etwas zu mir
gesagt. Denn niemand interessierte sich für das, was ich tat. In dem
Augenblick, als ich meinen Schatz fand, wusste bestimmt niemand, wo
genau ich eigentlich war. Ich war hinter dem Zaun. Da, wo die Mauer,
die unser Grundstück von denen der Nachbarn abgrenzte, plötzlich
abbrach, als hätten die Erbauer kein Geld oder keine Zeit mehr für
die aufwändigere Mauer gehabt und deswegen stattdessen einen
einfachen Drahtzaun in ihrer Flucht entlanggezogen. Lange galt das
Ende der Mauer für mich, stehen zu bleiben. Ohne dass es mir jemand
verboten hätte, hatte ich eine Scheu vor dem Dahinter. Selbst Kinder
gehen vom Gras nicht auf die spiegelglatte Oberfläche eines Sees.
Selbst wenn sie gar nicht wissen können, dass das Wasser sie nicht
tragen würde oder das Eis brüchig sein könnte und rutschig ist.
Ich wusste auch nicht, was mich dort erwartete. Niemand wäre auf die
Idee gekommen, mich zu warnen. Und doch blieb ich bis zu jenem Tag
immer an der Kante der Mauer stehen.
Nur
an diesem Tag war es anders. Ich hatte mich zu dünn angezogen, wie
ich es heute noch tue, um kalten Tagen, die nicht das Recht hätten,
so zu sein, wie sie sind, die Stirn zu bieten und in T-shirt,
Blümchenschlüpfer und Röckchen den Kampf anzusagen. Ich schritt
also fröstelnd meinen Besitz ab und umklammerte im Gehen meine
Oberarme, auf denen sich dunkel die Adern abzeichneten. Als ich
gerade anfing, wütend auf diesen Tag zu sein, weil er es wagte, mich
im Juli frieren zu lassen, entdeckte ich keine drei Schritt von mir
entfernt im umzäunten Bereich unseres Gartens einen Fleck im Gras.
Ein schnöder Fleck in Farben, die ihren Spott mit Blümchenschlüpfer,
T-shirt und Jeansrock trieben. Ein schnöder Fleck in braun und braun
und matschgrün. Er hätte in einem eher untypischen Garten für
seine ostwestfälischer Umgebung wohl auch meine Aufmerksamkeit nicht
auf sich gezogen. Aber er wimmelte. Der Fleck bewegte sich. Nicht vom
Fleck, aber Fleck selbst war in Bewegung. Er waberte und ich wusste
sofort, das einzige Geräusch das dazu passte, war ein Schmatzen. Ein
äußerst leises Schmatzen zwar, aber nichts anderes war denkbar.
Vielleicht war es ja ein Geräusch, das nicht für menschliche Ohren
bestimmt war, sondern für winzigkleine. Und dann musste ja auch das
Geräusch selbst winzigklein sein.
noch nicht fertig. still in progress.
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