Sonntag, 8. Dezember 2013

Du bist mehr als Dein Status - Warum Schubladen uns unsere Identität rauben und wie man da wieder rauskommt

Predigt für meinen Prädikantenkurs 08.02.2012

„Lehrer- und Pastorenvieh, gerät nur selten oder … nie!“
Die Tatsache, dass wir darüber schmunzeln können, kann Verschiedenes bedeuten: Entweder wir kennen dieses Sprüchlein und können es mit einer gesunden Portion Eigenhumor über uns ergehen lassen oder wir kennen nicht nur den Spruch, sondern wissen auch, dass leider viel zuviel Wahrheit darinsteckt. Und wir könnten Geschichten erzählen...! - Will ich aber gar nicht. Ich möchte Euch eine Freundin vorstellen: Schublade hochhalten. Dieses funktionale Möbelelement ist mir im alltäglichen Leben eine große Hilfe: eine wahre Heldin des Alltags!
Mir begegnet eine Frau mit Kopftuch: aha! Muslima. In einer neuen Klasse, reißt gleich zu Beginn ein Junge, denn es sind IMMER Jungen, einen Witz, alle lachen: aha! Der Klassenclown. Ich war früher die Streberin. In der Firma gibt es die Tonangeberin, die entscheidet, was der Chef zum Dienstjubiläum diesmal nicht kriegt. Eine gute Freundin von mir ist sowas von Mutter. Und unter den Jugendlichen grad sehr beliebt: der Lauch. Der Computernerd hat wenigstens noch etwas in Sachen Computern drauf. Der Lauch ist der Nerd, der nix wirklich kann. Die Schublade hilft uns, zwischenmenschliche Beziehungen und wie Menschen zueinander stehen und miteinander funktionieren oder auch gerade NICHT funktionieren, zu verstehen. Sie gibt Sicherheit. Ich erlebe das durch meinen Umzug nach Hamburg gerade nochmal ganz neu, was es heißt in bestehende Kreise reinzustolpern. Und sie (Schublade hochhalten) ist dabei ungeheuer nützlich. Schließlich entscheide ich in so einer Situation ja auch, mit wem ich plaudern mag und mit wem ich mich anfreunden will bzw. wessen Nähe ich vielleicht auch von vornherein meiden möchte. Und die Schublade begleitet uns nicht nur in realen Alltagssituationen.
Ich lade euch ein, einem Bibeltext zuzuhören. Ihr seid neu in der Stadt. Und, wo lernt ihr am besten neue Leute kennen: am Sabbat in der Synagoge. Ihr macht euch also auf und – habt sie hier (Schublade) mit dabei.


Wen haben wir da? Jesus. Von dem wissen wir zu Beginn noch nicht sonderlich viel. Der führt irgendwelche hochintelligent klingenden Dispute. Vielleicht ist er der Schlaumeier. Dann ist da eine Frau. Die Verkrümmte. Mehr erfährst du auch auf Nachfrage bei anderen nicht von ihr, nur dass sie schon so lange so sein muss, dass sich kaum einer mehr daran erinnert, dass es mal anders war. Der Schlaumeier hat aber doch noch mehr drauf als zu reden: er heilt die Verkrümmte. Die nun eigentlich eine neue Schublade bräuchte... Nach 18 Jahren der Krankheit ist sie nun in der Lage, sich umzuschauen, den Rücken gerade zu machen, die Schultern zu straffen und mehr zu sehen als ihre Füße. Sie lobt Gott. Dann kommt der Prinzipientreue. Ihm ist die Ordnung wichtig. Der Sabbat bedeutet ihm viel, vielleicht alles. Auch du weißt, der Sabbat steht ja auch dafür, zu ruhen – wie Gott es getan hat nach der Schöpfung und zu ruhen, wie die Israeliten in der Wüste einmal pro Woche – im Vertrauen, dass ihr Gott sie auch an diesem arbeitsfreien Tag versorgt. Als du hörst, was der Prinzipientreue sagt, nickst du innerlich und denkst: „Ja, er hat Recht! Gott kümmert sich. Bei 18 Jahren macht ein Tag mehr oder weniger doch nichts aus! Wenn er die Frau heilen kann, kann er das auch morgen noch!“ Eigentlich ist der Prinzipientreue dir ganz sympathisch und du überlegst, ihn nachher zum Tee einzuladen. Aber der Schlaumeier-Heiler hat für den Prinzipientreuen und alle, die so denken wie er eine eigene Schublade: „Scheinheilige!“ Sinngemäß sagt er: „Ihr kümmert euch auch um die, die euch kostbar sind und versagt ihnen nicht des Sabbats wegen eure Fürsorge.“ Ungesagt bleibt: „So kümmere ich mich um die, die mir kostbar sind!“ Vielleicht muss der Schlaumeier-Heiler auch noch in die Kümmerer-Schublade? Du merkst, deine Schublade stößt bei diesem Typen an ihre Grenzen. Aber viel bestürzter bist du, als du begreifst, was er da gesagt hat: „Jemand der nicht will, dass ich das hier jetzt – am Sabbat – tue, ist nicht besser als jemand, der seinem Nachbarn verbietet seine Tiere am Sabbat mit Wasser zu versorgen. Du bist verantwortlich, wenn die Tiere verdursten!“ Dein prizipientreuer neuer Freund in spe schaut beschämt zu Boden. Du tust es ihm gleich.
So praktisch sie ist (Schublade) und soviel Sicherheit sie scheinbar bietet, aber sie hat ein Problem: dieses Problem heißt JESUS.
Erstens will er so gar nicht hineinpassen. Zweitens hat das, was Jesus in dieser Geschichte an den Menschen bewirkt, die ihm begegnen, auch mit ihr hier (Schublade) zu tun, aber nicht mit dem, was sie nicht kann, sondern mit dem, was sie nur allZU erfolgreich für uns tut. Denn sie dient uns nicht nur dazu, andere Menschen einzuordnen, sondern wir lieben es, uns selbst in unseren eigenen Schubladen häuslich einzurichten. Bei bequemen Schubladen ist das gut verständlich. Ein Vater, der viel Liebe von seinen Kindern bekommt, ist verständlicherweise gerne Vater. Eine Chefin, die merkt, dass der Laden unter ihrer Führung gut läuft, ist gerne Chefin und Respektsperson. Ein ehrenamtlicher Synagogenvorsteher, der sich an den Ritualen freut und jeden Sabbat mit allem, was dazugehört fröhlich zelebriert, ist mit Freuden der, der an Regeln und Traditionen erinnert. Aber wie ist das bei unbequemen Schubladen? Sie sind hart und rauh und alles andere als bequem. Und wirkönnen uns vorstellen, dass das Verkrümmt-Sein der Frau eine äußerst unbequeme war! Will ich etwa behaupten die Verkrümmte hätte sich in ihrer Verkrümmt-Schublade häuslich eingerichtet? Ja und nein. Nein, weil ich nicht glaube, dass sie, so lange sie krank war, eine Wahl hatte. Sie war gefangen. Die Bibel nennt das „von Satan gefesselt sein“. Aber auch: Ja. 18 Jahre sind eine lange Zeit. Viel Zeit, um sich an ein Schicksal wie das ihre zu gewöhnen. Alle sprachen von ihr nur als „die Verkrümmte“. Keins der Kinder kannte ihren echten Namen. Und es gab Tage, da hatte sie das Gefühl, ihn selbst vergessen zu haben. Sie eben nur „die Verkrümmte“. Wenn sie an sich selbst dachte, dann an ihren krummen Rücken. Alles andere war nebensächlich.
Ich kenne das. Wenn ich mir einen Spitznamen geben sollte, wäre es wohl Schusselinchen. Aber wenn mein Freund mich Tüddeltrine nennt, dann gehe ich in die Luft. Weil er etwas ausspricht, dass ich für mich selbst zwar als WAHR anerkenne, aber eine ganz tiefe Angst in mir liegt, dafür weggestoßen zu werden. Das meine ich mit häuslichem Einrichten sogar im Unbequemen: der Gedanke: „Eigentlich haben die anderen, die so schlecht über mich denken ja Recht!“ Denk mal an deinen Mann, deine Frau, deinen Sohn, deine Tochter deine ganze Familie oder auch dich selbst. Ich denke auch an Schüler von mir und Jugendliche aus meiner Gemeinde. Und such dir eine Schublade für sie oder ihn. Sei in dieser Sekunde nicht allzu kritisch mit deiner Entscheidung, aber gehe davon aus, dass sie alle für sich selbst auch eine haben.
Nun kommt Jesus daher und sieht hinter die Front der Schublade, auf der steht: „Verkrümmte“. Und er sieht „eine Tochter Abrahams“, eine, die nicht ausgestoßen ist, sondern dazugehört. Wir erfahren ihren Namen nicht, aber nennen wir sie Rahel. Denn sie hat einen, IHREN Namen. Jesus demonstriert an der Verkrümmten Gottes Blick auf uns. Jesus sieht hinter das oberflächlich Offensichtliche, das uns klassifiziert und wodurch wir uns klassifizieren lassen, das uns bindet und starr macht. Und er zieht in dieser Geschichte nicht nur die Verkrümmt-Schublade auf, um sich das Dahinter anzuschauen. Er zieht auch die auf, auf der steht, „prizipientreu“ und entlarvt alle Schubladenzuordnungen. (Zettel mit mögl. Zuordnungen – Dorftrottel, Behindert, Helfer, Klassenclown, Lebemann, Streber, Tonangeber, Lehrer, Muslim, Vater, … - einzeln hochhalten) Alle scheinen eigene Schubladen zu verdienen. Aber da, wo mich meine Zuordnung, der ich mich unterwerfe oder unterworfen sehe, starr macht, fesselt und niederdrückt, merke ich, dass ich die Verkrümmte der Geschichte bin, die Jesus sieht, die Hände auflegt und heilt. Und jedes Mal, wenn Jesus eine Schublade aufzieht und den starr gewordenen Menschen dahinter ansieht, sagt er: „Komm heraus, mein Kind! Sei frei!“
Die Fragen, die ich mir nun stelle, sind:
Was für Schubladen habe ich eigentlich im Angebot? Wo denke ich: „Ach, das ist so einer/ so eine?“ Wo erlebe ich, dass meine Schubladen an ihre Grenzen stoßen? Und in welcher Schublade sitze ich eigentlich? Geht es mir gut damit? Habe ich es verdient, hier drin zu sitzen? Habe ich die Möglichkeit zu wechseln? Darf ich wechseln?
Und wie eine Antwort auf meine letzte Frage, höre ich wie jemand von außen an meiner Wohnschublade rüttelt und zieht. 
Was Jesus tut, ist: Er zieht die Schublade auf und sagt:
„Komm heraus, mein Kind! Sei frei!“

Kleine graue Wolke

Habe gerade ein schönes Zitat einer jungen Filmemacherin gelesen, die selbst an MS erkrankt ist und darüber einen Dokumantarfilm dreht, der 2014 in die Kinos kommt:

Eine junge und starke Frau auf dem Weg mit und zu ihrer MS

"Mit dem Ziel im Blick wirst DU den Weg von ganz alleine finden" (Sabine Volgmann).


Donnerstag, 7. November 2013

Was ich (er-)warte!!!

Ich warte auf den Postboten. Wie kurios, wenn es keinen gäbe und ich trotzdem wartete. 

Ich warte auf Anrufe, wenn sich jemand, der mir wichtig ist, lange nicht gemeldet hat. Ich warte auf ein lobendes Wort, wenn ich das Gefühl habe, etwas gut gemacht zu haben. Ich warte auf Kritik, wenn ich weiß, dass etwas, das ich getan oder gelassen habe, jemanden verletzt hat oder doch haben muss, oder?

Wie kurios, wenn mein Gegenüber nicht mal den Hauch einer Ahnung von meinem Warten oder auch nur meinen Bedürfnissen hätte. Der Postbote kommt ja nicht deshalb nicht, weil er streikt oder krank ist oder einfach so mal keine Lust hat, die Post auszutragen. Es gibt ihn nicht. In diesem Land gibt es keinen Menschen, der die Post von Haus zu Haus bringt. Vielleicht weil es bisher nie notwendig war, weil niemand in diesem Land Post bekam. Oder weil sich jeder seine Post selbst am Postschiff abholt. Und doch warte ich und warte und warte.

Und das Warten tötet mir erst meine fröhliche, zappelig machende Neugier. Und wenn sie erst daniederliegt, ist der Weg nicht mehr weit, zu gefräßigem Hass auf alle Postboten dieser Welt.

Sonntag, 22. September 2013

Heute vor 6.363 Tagen

Heute wurde ich in meine neue Tätigkeit eingeführt und eingsegnet. Und danach durfte ich den 71 neu zu bgrüßenden Konfirmandinnen und Konfirmanden etwas davon erzählen, was mir meine Konfirmation bedeutet. :)

"Es ist genau 6.363 Tage her oder etwas gröber: etwas mehr als 17 Jahre! Da wartete ich im Jugendbereich unseres Gemeindezentrums in Löhne in Westfalen auf unseren Pastor. Ich war aufgeregt! Und zum Glück hatten meine Mutter und ich uns dann doch gegen die zweistündige Haarglättaktion entschieden. Sonst wäre dieser Tag wohl noch stressiger geworden und das Haareglätten sowieso binnen kürzester Zeit für die Katz! Ich wartete also mit zwölf anderen auf unseren Pastor, der mit uns ein letztes Mal gemeinsam in die Kirche einmarschieren wollte.

Ein gemeinsam gesprochenes Gebet, seine Predigt über die schützende Funktion von Fahrradhelmen und unser öffentliches Glaubensbekenntnis, den Segen – daran erinnere ich mich gut.

Aber warum bin ich eigentlich konfirmiert? - Mein Terminkalender war schon vor der Konferzeit zum Bersten voll! Warum hatte ich das also gemacht – diese 1,5 Jahre jeden Donnerstag zum Pappen?

Meine Familie war nie überaus fromm oder kirchlich. Typische U-Boot-Christen, die zu Weihnachten einmal auftauchten, um dann wieder in der Versenkung zu verschwinden.

Aber ich hatte Glück: Ich bin Menschen begegnet, die die bis dahin ziemlich leere Worthülse „Kirche“ mit Leben gefüllt haben. Mit zehn wurde ich zur Jungschar eingeladen. Und seitdem konnte ich nicht mehr davon lassen. Ich hörte Geschichten, lernte zu beten und Jesus als Freund und Bruder kennen, erlebte Gemeinschaft und durfte Verantwortung übernehmen. Da stand, weil ich sowieso wöchentlich in der Kirche ein- und ausging, die Konfirmation nicht in Frage! Irgendwie gehörte das doch dazu!

Auch wenn ich jetzt gern behaupten würde, dass mich die Geschenke GAR nicht interessiert hätten, wäre das natürlich gelogen. (Das Geld floss direkt nach der Konfirmation in eine wunderschöne Konzertgitarre!) Aber neben diesem Gefühl von erster echter Geschäftsfähigkeit im Leben, hatte ich noch eine andere Sache, auf die ich mich freute: Ich wollte Abendmahl mitfeiern! Das durften bei uns nämlich nur die Konfirmierten! Ich wollte mit anderen Christen gemeinsam dieses besondere Essen erleben und dazugehören – und das bedeutet mir bis heute sehr viel.

Nun ist das heute in den meisten Gemeinden anders mit dem Abendmahl: In der Regel dürfen auch schon die Kinder mitkommen. Also, kein Grund mehr, sich konfirmieren zu lassen? -
Doch! Ich glaube immer noch, dass es ein entscheidender Punkt ist, auf dem Weg ein erwachsener Mensch und auch ein mündiger Christ zu werden.

Zum Glück geht es heutzutage nicht mehr darum, dem Pastor, der Pastorin nach dem Mund zu reden und einfach nur „Ja!“ und „Amen!“ zu sagen. Jede/r von uns darf glauben, was er/sie will. Aber dieses Jahr bietet Euch ganz viele Möglichkeiten, über alles einmal offen und ehrlich nachdenken zu können, um Euch eine ganz eigene Meinung zu all dem zu bilden. Und Fragen zu stellen! - Fragt soviel und so lange, bis Pastorin und Pastoren und den Teamern die Ohren qualmen!

Das Entscheidende dafür, ob Euch Eure Konferzeit etwas bringt und Ihr Euch hier wohlfühlt, ist der Kontakt zu tollen Menschen und mit ihnen echte, ehrliche, liebevolle Gemeinschaft zu erleben. Und genau das wünsche ich Euch."

Dienstag, 27. August 2013

Weil ich früher so ... , hab ich doch jetzt ... verdient!

Trennungen sind die größten Kränkungen, die Du erleben kannst. Ob ein Mensch nun wörtlich geht, sich mir und meinen Bedürfnissen emotional entzieht oder stirbt. Das macht - in Bezug auf mein Getroffensein - keinen Unterschied.


Und so sind unsere Gekränktheitsgefühle, die wir auch als Erwachsene erleben, nur Wiederholungen unserer frühesten Trennungserfahrungen und weisen auch mich darauf hin, dass ich heil werden kann, wenn ich mich an die ältesten dieser Erfahrungen herantraue und lerne, sogar für sie dankbar zu sein.

Wie eine schlechte Soap hatte ich viele Jahre und selten auch jetzt noch das Gefühl, dass Menschen, die mir wichtig sind, sich mir immer wieder entziehen, sich verschanzen und (für mich) nicht erreichbar sind, weil ich irgendetwas falsch gemacht habe. Doch dies scheint schlicht EIN Deutungsschlüssel zu sein. Wie ein Dechiffrierungscode, der sich offenbar über drei Jahrzehnte schon oft als richtig erwiesen hat. Doch der Schein trügt. Trotzdem wird er wieder und wieder benutzt. "Ah, klar! Das kenne ich doch! Na, klar! Das war zu erwarten! Das ist in MEINEM Leben immer so!" 

Aber manchmal ändern Dinge sich auch. Mit Gott im Rücken fühle ich mich stark, die scheinbare Notwendigkeit des immer Gleichen in meinem Leben zu durchschauen und zu durchbrechen.

Sonntag, 30. Juni 2013

gönn dir ... nichts ;)

Was geschieht mit mir in Gottes Gegenwart? 

In der Bibel gibt es Berichte von Menschen, die versucht haben, in Bildern zu beschreiben, wie es ist, Gott zu begegnen, zu merken, dass sie JETZT und HIER mit Gott am selben Orte sind, mit ihm dieselbe Luft atmen und so wie er den Geruch des Altares in sich aufsaugen. 


Jesaja schreibt vom Thronsaal und Hofstaat Gottes im Tempel, von der Berührung seiner Lippen mit einer glühenden Kohle durch einen mächtigen Engel. Und Jesaja erlebt symbolisch schmerzhaft, was mit mir in Gottes Gegenwart geschieht: Sie entkleidet mich. Sie macht mich nackt - nicht nur bis auf die Haut, nicht nur bis in Mark und Bein, sondern bis hinein in den letzten Winkel meiner Seele. Sie deckt auf, was mich zusammenhält.

Jesajas Lippen werden berührt und er schreit: "Wehe mir! Ich vergehe!" Jesaja war Prophet. Ein Redner. Ohne seine Lippen ist er nichts. Mit seinen Lippen dient er Gott. Und doch spürt er in diesem Moment: Nicht meine Lippen sind es, die mir Bedeutung verleihen. Im Gegenteil.

Gerade da, wo meine größte Stärke liegt, verbirgt sich auch diese Idee: 
Dies verleiht meinem Leben Bedeutung! Weil ich dieses oder jenes gut kann, bin ich etwas wert! Weil ich dieses oder jene Grundprinzip zur Grundfeste meines Lebens gemacht habe, bin ich die Gesellschaft der Menschen und Gottes in meinem Leben wert. - Aber auch nur deswegen!

Was sind meine Lippen? Was würde die glühende Kohle bei mir berühren, wenn ich mich in Gottes Gegenwart traute? Was ist der Klebstoff meines Selbst-Bildes? 

Wenn alles ins Wanken gerät, dann habe ich wenigstens noch ...

... meine Moral.
... meine Gesundheit.
... mein selbstbewusstes Auftreten.
... meine schöne Stimme.
... meine schlanke Taille.
... meine Charisma.
... meine Gerechtigkeit. 
... meine Rechtschaffenheit.
... mein Engagement.
... meinen Gemeinschaftssinn.
... meine/n Frau/Mann.
... meine Kinder.
... meine Familie.
... meine Männlichkeit.
... meine Fürsorge.
... meine Leidenschaft. 
... meine Liebe.
... meine Dienstbeflissenheit.
... meine Zuverlässigkeit.
... meine Verbindlichkeit. 
... meinen Glauben.
...

Ja, es sind ausgerechnet Deine Tugenden und Talente, die schönen und guten Dinge Deines Lebens, die Du in der Brieftasche Deiner Seele immer bei Dir trägst und - die auch genau das bleiben! Aber gerade sie geben uns das Gefühl von "So-bin-ich-richtig". Und genau davon finden wir uns in Gottes heiliger Gegenwart befreit. Du wirst vermutlich und sollst auch nicht aufhören, die/der zu sein, der Du bist und den Idealen zu folgen, die Dir wichtig sind. Aber wenn Du vor Gott stehst und merkst: "Ich bin ein Nichts, ein Niemand!" dann ist das gut so! - Nicht weil Gott uns am liebsten niedergeschlagen am Boden sieht und nochmal nachtritt (so wie uns das Kirche so gern und nachdrücklich vermittelt hat), sondern weil ein Niemand nicht nach der Hierarchie der himmlischen Tischordnung fragt, weil er glaubt, er habe sich selbst durch irgendetwas einen höheren Wert als andere verschafft. 

Ich darf spüren, was es heißt, mir von Gott mein Selbst füllen zu lassen. Das verleiht meinem und dem Leben aller Menschen Bedeutung - heute und immer. Amen.

Danke, für die inspierende Predigt von Daniel Bartz vom Hamburgprojekt, deren Inhalte ich hier nur mit eigenen Worten wiedergegeben habe. 

Demnächst als Audiodatei hier herunterzuladen.

Freitag, 28. Juni 2013

Der lange Weg zur Freiheit - Long Walk to Freedom

Am Tag meines zwölften Geburtstages, am 10. Mai 1994 wurde Nelson Mandela Präsident von Südafrika.

Invictus - Trailer (Deutsch)

Als ich aus der Schule kam, habe ich ein Buch begonnen zu lesen und es bis heute nicht zu Ende gebracht: "Der lange Weg zur Freiheit" - Mandelas Autobiografie. Heute werde ich es wieder hervorholen. Allein schon um diesen Menschen zu ehren, der ein ganzes Land verwandelt hat, das bis in die Neunziger hinein als gesamtes Staatssystem Idealen anhing, die zwar bis heute nirgendwo als überwunden angesehen werden dürfen, aber die zumindest die Mehrheit als verabscheuungswürdig ansieht.

Kein Mensch hat vor 40, 30, 20 Jahren glauben können, dass dieser Mann einmal alt und lebenssatt in Frieden sterben darf. Und so viele haben es sich und ihm anders gewünscht. Nun ist er alt und krank und ich bin dankbar, dass meine beiden Jahrhunderte auch die seinen waren.

Freitag, 7. Juni 2013

Was bringt es mir krank zu sein?

 Wenn ich nicht mehr kann – ganz gleich was – oder auch nicht mehr will, ist „Tut mir Leid, ich bin krank!“ (gefühlt) die bessere Alternative zu „Tut mir Leid, ich mag (dich) nicht mehr (mehr)!“

Das bedeutet, wenn ich lerne „Tut mir Leid, ich mag nicht (mehr)!“ ohne schlechtes Gewissen zu sagen, muss mein Körper nicht mehr krank sein!

Donnerstag, 6. Juni 2013

Geschenk meiner Tante

Zwischen den Zeilen des Lebens

Nicht die Dinge, die kommen und eilen,
die Lust und Leid deiner Seele teilen,
sind deines Lebens wahrer Kern.
Er ruht ungreifbar - sinnenfern -
zwischen des Lebens Zeilen.
Tausend Gefahren, die dich umlauert
und die du nie gesehn,
zwischen den Zeilen stehn.
Verlornes, um das du nie getrauert,

Freuden und Leiden, eng verbunden,
die niemals den Weg zu dir gefunden.
Was könnte sein - was wäre gewesen -
steht zwischen den Zeilen des Lebens zu lesen.
In die Zukunft, in ferne Weiten
spinnen sich tausend Möglichkeiten.
Alles ist sinnvoll, nichts war vergebens,
alles ist ineinander gewebt.
Das wahre Leben lebt
zwischen den Zeilen des Lebens.

Manfred Kyber

Was für ein schönes Geburtstagsgeschenk! :)

Montag, 20. Mai 2013

Menschen verletzen

Die Menschen sind verletzt, wenn Du sie übersiehst. Und genauso verletzt zeigen sie sich, wenn Du es wagst, zu tief in ihr Leben zu blicken. Vielleicht ist es das gleiche Phänomen, wie wenn Du in der S-Bahn eine Mutter mit ihrem behinderten Kind siehst. Und Du selbst weißt nicht, was richtig ist: hinschauen, lächeln? - Oder gerade das nicht? Die Mutter wird vermutlich beim Einem wie beim Anderen sich durch Dein Verhalten verletzt fühlen. Dein Lächeln wird als Mitleid aufgefasst. Dein Nicht-Hinschauen als Ignoranz. Wie Du´s machst, Du kannst es nicht richig machen, wenn Dein Gegenüber nicht offen ist für die Möglichkeit, dass Freundlichkeit sich dahinter verbirgt.

Und was ist die Konsequenz? - Schau lieber weg! Lächele nicht! Grüß keinen Fremden! Misch Dich nicht ein! Hilf dem hingefallenen Kind nicht auf! Oder willst Du etwa, dass man Dich für einen mitleidheischenden, naiven Misanthropen hält, der keine Privatsphäre kennt und auf kleine Kinder steht? - Es fällt mir schwer, das zu sagen, aber ja, MIR ist es lieber, für all das gehalten zu werden, aber dafür genau die Dinge zu tun: hinsehen, lächeln, Fremde grüßen und kennen lernen, mich einmischen und helfen. Denn ich für meinen Teil will in einer Welt leben, in der Menschen genau diese Dinge tun.

Neben mir

"Excuse me, but can I be you for a while? My dog won´t bite, if you sit real still!" (Tori Amos)

Samstag, 18.05.2013
 
Ich stehe heute Morgen neben mir. Habe gar nicht wirklich schlecht geschlafen. Dennoch bin ich nicht erholt aufgewacht. Das ist selten und daher seltsam. Mich beschleicht ein Gefühl von: „Ich stünde heute gern ein bisschen neben mir. Dann könnte ich mir entspannt ein wenig über die Schulter schauen, mir gelegentlich auf diese tippen und mir zuflüstern: „Alles ist gut!“ Oder mir ab und an eine wärmende Hand ins Kreuz legen und sehen, wie mein anderes Ich sich genießend aufrichtet und sich über diese Unterstützung freut. Oder einfach nur zuschauen. Sehen und geschehen lassen. Was ist nur los? Brauche ich Urlaub von mir selbst? - Ja, ich bin gerade ziemlich sensibel, weine, brauche Aufmerksamkeit und Unterstützung. Aber ist das ein Grund für Ichbrauchmalabstandvonmirselbst-Gedanken? - Mir scheint, weder meine Überempfindlichkeit noch das übergroß scheinende Maß an Hilfsbedürftigkeit sind das Problem, sondern meine Strenge mir selbst gegenüber ob dieser Gefühle.

Montag, 15. April 2013

Die Schuld des Vaters

http://www.ardmediathek.de/wdr-fernsehen/menschen-hautnah/menschen-hautnah-wir-kriegskinder?documentId=14759194

WICHTIG: Der "Vater" ist im Folgenden nur aus der Losung zitierter Platzhalter für alle Vorfahren. Und auch das "Ich" steht für jeden, der sich angesprochen fühlt. Dies ist KEINE Ab- oder Aufrechnung! - Ganz im Gegenteil! :)

Losung für den 15.04.2013

"Wer meine Gebote hält und nach meinen Gesetzen lebt, der soll nicht sterben um der Schuld seines Vaters willen." (Hesekiel 18,17)

Gibt es das? Schuld, um derentwillen ich sterbe? - "Ich brauche niemanden!" "Du willst mich fertigmachen? - Sollst mal sehen!" - Wer ist nicht schon weggelaufen oder hat sich im Streit abgewendet und versteckt? Wie häufig fällt es schwer, den anderen (auch Gott) in meiner mich schützenden Festung zu dulden! Ich fühle mich nackt und alle Wunden und Narben liegen offen. So verstehe ich Schuld und in ihrer Konsequenz auch Sterben und Tod: als mein Weg in die Unabhängigkeit von Gott und Menschen weg! 

Aber die Schuld des Vaters soll schuldig sein an meinem Sterben? Wir lesen davon in den uralten Geschichten des Alten Testaments. Nicht in Form (von uns als ungerecht empfundener) Sippenverurteilung und -bestrafung über viele Generationen hinweg. Aber, ja, das gibt's - dass ich trage, was schon mein Vater, sein Vater und dessen Vater trugen. Ihre Ängste, ihre Urteile, ihre Glaubenssätze, ihre Erfahrungen, die sie vermeintlich gut gemeint, ihren Kindern bis hin zu mir weitergaben. Und ich? Ich habe mich als Kind dazu entschieden, ihnen zu glauben. Das schien damals (über-)lebenswichtig für mich. Heute trage ich schwer an ihnen, sie machen mir in ihrer scheinbar unumgänglichen Gültigkeit das Leben schwer! Und ich sterbe nicht TROTZ der guten Ratschläge, sondern IHRETWEGEN an einer "Krankheit zum Tode". Und das ist mir sogar ganz recht! Da der Tod mich von allem trennt, damit ich all das nicht mehr fühlen muss! Hier ist der Tod wirklich "der Sünde Sold", wie Paulus schreibt. Keine Strafe, sondern die einfache Konsequenz, aus meinem Streben in die Unabhängigkeit. Ich will es ja gar nicht anders. Im Tod ist genau dieses Ziel erreicht: Ich bin allein und unabhängig.

Und die Losung von heute? Sie zeigt in dieser scheinbaren Ausweglosigkeit, dass es Hoffnung gibt, weil ich mich in Gottes unendlich liebender und bejahender Gegenwart in meinem Leben, wenn ich ihn hineinlasse in meine Festung, von diesen alten Stricken und Fesseln befreit finde!

So sei es und so IST es sogar schon, wenn Du Dich dafür entscheidest! Das wünsch ich uns! Amen.

Freitag, 1. März 2013

´schulligung

Mein Körper redet. Mittlerweile ist es keine Fremdsprache mehr. Ich verstehe ihn. Er sagt mir klar und unmissverständlich: DAS IST ZUVIEL! 

Das ist gut. Leider merkt er das manchmal erst recht kurzfristig. Blöd, Menschen hängen zu lassen, den Besten zu sagen: "ICH schaff´ das nicht, wenn Du das willst, musst DU das machen!"

Das gibt Ärger und Frust auf der gegenüberliegenden Seite und ich will (am liebsten) mich (selbst) entschuldigen - und stutze: Entschuldigen? Wofür? Oder besser: Wovon?

Von meinem Gefühl, dass ich das nicht schaffe? Von meinem Bedürfnis nach Ruhe? Von der Tatsache, dass das, was ich brauche, den Bedürfnissen meines Gegenübers entgegenläuft?

Ja. Die kleine Janina sagt, schreit geradezu: "Ja, mach das weg! Mach das heile! Mach, dass der andere nicht mehr böse auf mich ist!" Und dem Gegenüber gilt ihr verzweifeltes: "Vergib mir! Vergib mir! Vergib mir! ... dass ich anderes brauche als Du!"

Aber die kleine Janina ist gar nicht mehr so klein. In den letzten 2-3 Jahren ist sie ein gutes Stück gewachsen. Mittlerweile steht sie für ihre Bedürfnisse ein. Aber sie kann das noch nicht entspannt tun. Mein Rücken versteift sich, sobald ich merke, dass meine Bedürfnisse denen (gerade) meiner Liebsten entgegenstehen. Da bäumt sich Körper-Kind wie ein rebellischer Teenager auf und macht sich hart, um nicht nachzugeben. 

Ich habe mich eben erschreckt: Nach der Auseinandersetzung war mein Rücken bretthart und versteift. Ich habe mich hingehockt, klein gemacht, den Rücken erzählen lassen, was gerade los war.

Und jetzt, indem ich dies schreibe, merke ich, wie nah ich dem Geheimnis bin, warum "Vergebung" mein Lebensthema ist. 


Donnerstag, 28. Februar 2013

MS aus guten Gründen

 „Ich suche meine eigenen Füße. Es sind die einzigen, die ich habe.“ (Jürgen Fliege in einem Fernsehinterview zu Sonja Wierks)

Mein Körper will mich bewahren vor zu großen Belastungen. Schöne Vorstellung. Wie ein Kind im Cowboykostüm, das sich, nachdem es gehört hat, dass Mamas Sorgen überhand nehmen, schützend vor sie stellt und ruft: „Da müssen die erst an mir vorbei!“ Da fällt es mir leichter, mich selbst in die Arme zu schließen, mich lächelnd sanft hin und her zu wiegen und anerkennend zu sagen: „Das ist aber tapfer von Dir!“ Und das ist es. Aber nicht mehr notwendig. Ich trete regelmäßig in Kontakt mit meinem Körper. Ich erinnere mich an ihn. Ich denke an ihn – ohne von ihm zu wollen. Kein: „Ich will, dass Du willst!“ Interessanterweise erinnert mich das an Chuck Spezzanos Beziehungsratschläge: Ich schaue Dich an, betrachte Dich, erlebe Dich in Deinem Element und genieße das. Das ist anziehender als alles Wollen und Erwarten. Und dann fließt es. „Du bist Dein eigenes Kind.“ Ja, das höre ich nicht zum ersten Mal. „Schließe Dein inneres Kind in die Arme! Umarme es und hilf ihm erwachsen zu werden!“ Gute Ratschläge, aber erst heute – habe ich das Gefühl – verstehe ich. Dieses Kind ist nicht einmal irgendwo tief in mir vergraben, sondern in meiner Krankheit hat es sich an meine Oberfläche gebuddelt. Es will reden. Es will Anerkennung. Und das ist gar nicht so übel. Mein Körper ist mein inneres Kind. Wenn er wehtut, tut dem Kind etwas weh. Wenn ich ihn zu Wort kommen lasse, gebe ich dem Kind den Raum, den es braucht. Ich möchte ihm zuhören. Dann muss mein Körper irgendwann nicht mehr schreien.

„Wenn du weißt, was du tust,
kannst du tun, was du willst!“ (Moshe Feldenkrais)

Donnerstag, 21. Februar 2013

Mir ist elend...

... oder: Warum Geschichten mit Happy End so wichtig sind

"Meine Seele soll sich rühmen des HERRN, dass es die Elenden hören und sich freuen."
Psalm 34,3

Es fällt mir zur Zeit schwerer als sonst, dankbar für mein Leben zu sein. Ich fühle mich oft ratlos. Hilflos nicht. Da sind ganz viele, die für mich da sind. Aber ich muss die Hilfe schon annehmen. Und das ist mir nach wie vor unangenehm. Weine viel. Komme mir dann noch schwächer vor. Das Gegenteil von dem, was ich sein möchte.

"Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig."

Ja, ich weiß, Schwäche eingestehen zu können, zeugt von Stärke. Das hab ich schon so oft gedacht, dass es abgedroschen klingt.

Ich bin gerade nicht in der Lage, diesen Psalm für die Elenden zu singen. Aber vielleicht ist es ja genau das: Da singt jemand seine Erlebnisse mit Gott! ICH darf es hören und Freude kehrt in mein Herz.

Kein moralisierendes: "Sieh zu, dass DU den Elenden was vortirilierst!"
Sondern ein: "Höre, Janina! Und freue Dich!"

Freitag, 15. Februar 2013

Gen22 - Isaaks Bindung - Gott fordert den versprochenen Sohn?!?

Eine Andacht für Kinder und andere

Ein Vater, der sein Kind töten will? Ein Gott, der das auch noch verlangt? Wenn uns schlimme Dinge passieren, wenn wir krank werden oder jemand aus unserer Familie, wenn Papa oder Mama ihre Arbeit verlieren und darüber ganz traurig werden, wenn Du Dich ganz furchtbar mit Deinem besten Freund/Deiner besten Freundin streitest, dann können sich solche Tage ganz dunkel anfühlen. Und dann denken wir häufig: „Warum passiert das alles? Warum prüft mich Gott? Warum verlangt Gott so ein großes Opfer?“ Ich glaube nicht, dass Gott Opfer von uns verlangt oder testen will, ob wir auch ordentlich und stark genug glauben!!! Aber manchmal fühlt es sich einfach so an... Vielleicht war das für Abraham und Sarah auch so. Isaak, der versprochene Sohn ist endlich geboren! Das war ja schon ein Wunder. Nun ist er acht. Das war zu der Zeit damals schon fast erwachsen! Und nun geschieht etwas, das sich so anfühlt, als ob Gott ausgerechnet diesen Sohn zurückfordert: Vielleicht wird Isaak schlimm krank. Und Abraham und Sarah beten zu Gott und fragen: „Warum forderst Du ausgerechnet diesen einen wieder zurück?“ Aber in dieser Geschichte steckt auch ganz viel Mutmachendes: Denn Abraham vertraut auf Gottes Versprechen, das ER ihm vor so langer Zeit gegeben hat: „Ich will Dich segnen, Abraham, und Du sollst ein Segen sein! Du sollst einen großen Namen und eine große Familie bekommen!“ Und darum kann Abraham den Knechten auch sagen: „Wir werden BEIDE zurückkommen!“ Er glaubt ganz fest daran, dass Gott sein Versprechen hält, auch wenn es gerade ziemlich düster aussieht.

Und wir? Wir sind alle gesegnete Kinder unseres himmlischen Vaters! Das wird uns, wenn wir getauft werden versprochen! Aber manchmal passieren Dinge, die sich wie ein schweres, schwarzes, dunkles Tuch über unser Leben legen. Das passiert uns allen. Das ist ganz normal, aber ist trotzdem natürlich nicht schön. Und dann wünsch ich Euch, dass Ihr Euch an das Versprechen Gottes erinnert – wie Abraham das getan hat, an das Versprechen, dass Gott Euch gesegnet hat und dass Ihr darauf vertrauen könnt, dass ER sein Versprechen nicht vergisst!

Dienstag, 12. Februar 2013

Lehr-ER-fahrungen - "Du schaffst das schon!"

Lehrer. Sie prägen uns - ob wir es wollen oder nicht. 

Von wem habe ich was gelernt? Meine Mutter hat mir das Fotografieren und das Kochen beigebracht. Von meiner Oma habe ich wohl meinen grünen Daumen. Von meinem Opa die Liebe zur Natur und ein erstes Gespür, dass Gott mir auch fern fest gefügter Räume und Rituale begegnet. Von meinem Papa - die Geselligkeit. Und so viele, viele mehr haben mich mit ihrem So-Sein geprägt, geschliffen, abgestoßen. Eben nicht nur im Guten. Auch ihre Macken und Ängste haben sie alle großzügig geteilt. Und meine Arschengel haben mich guten Gewissens sagen lassen: "So will ich NCIHT sein!"

Und was habe ich von Gott? - 

"Ich bin der HERR, dein Gott, der dich lehrt, was dir hilft, und dich leitet auf dem Weg, den du gehst!"
Jes48,17

Gott, mein Lehrer. Es kommt wohl auf meine ganz persönlichen Lehrererfahrungen an, ob mir das Angst bereitet oder ich mich darüber freuen kann, dass Gott mir das beibringen will, was ich auf meinem Weg brauche.

Aber mal ganz abgesehen davon - hier sagt Gott: "Was Dir noch fehlt, um Deinen Weg gut zu schaffen, das bringe ich Dir bei!" Zwar heiligt der Zweck meiner Ansicht nach nicht grundsätzlich die Mittel und ich weiß auch schon, dass Gottes didaktischen Mittel mir manchmal nur allzu unbequem und suspekt sind, aber es macht mir Mut, dass mein Weg zu schaffen ist und dass ich das nötige Wissen und Werkzeug schon bekommen werde oder vielleicht sogar schon bekommen habe.

Und so, wie ich mit jedem Foto, das ich knipse, die Ratschläge meiner Mama zu schönen Perspektiven im Ohr habe, höre ich Gottes Stimme, die in meinem Herzen flüstert: "Du kannst alles, was Du brauchst, um diese Situation zu bestehen!"




Mittwoch, 6. Februar 2013

Gottes Geist in Dir

Losungsandacht zum Teamertreffen am Mittwoch, dem 06.02.2013

Psalm 89, 12-13
12 Dir gehört der Himmel und dir gehört die Erde, das weite Land und was darauf lebt: Du hast alles geschaffen. 13 Norden und Süden legtest du fest; der Berg Tabor und das Hermongebirge jubeln dir zu.

1. Korinther 8,6
6 so haben wir doch nur einen Gott, den Vater, der alles erschaffen hat und für den wir leben. Und wir haben auch nur einen Herrn, Jesus Christus, durch den alles geschaffen wurde. Durch ihn sind wir zu neuen Menschen geworden.


Gott hat alles geschaffen. Alles ist durch IHN entstanden und darum ist ER in allem. Wie ein Künstler sich in sein Kunstwerk gibt, Herzblut miteinfließen lässt und so selbst Teil seines Werkes ist, so ist alles auf der Welt durchdrungen von Gottes Schöpferwillen und damit von IHM selbst.

Gott ist also auch in Dir!


Und doch: Nicht alles, was wir tun ist göttlich! Und natürlich könnte die Konsequenz sein, wenn ich sehe, dass Gottes göttliche Geschöpfe soviel Mist bauen (auch nachzulesen in den dunklen Kapiteln der Bibel, die ich so gern übergehe), dass ich mich entsetzt abwende und sage: „Wenn wir wirklich etwas Göttliches in uns tragen, will ICH mit DIESEM Gott nichts zu tun haben!“ Ich kann Menschen verstehen, die so denken.

Aber ich lese z.B. den ersten Schöpfungsbericht und spüre, was für ein Geist es ist, der da über den Urwassern schwebt: Es ist ein kreativer und schaffender Geist, der fantasierte und wollte und wünschte, was noch nicht war! Dieser Geist hatte Lust, Neues zu schaffen! Und dieser Geist, der in seiner kreativen Kraft auch das Potenzial hat, zu zerstören, steckt in uns allen!

Aber wenn Du spürst, dass Du Lust hast, Dein Leben in die Hand zu nehmen, Deine Welt kreativ zu gestalten, nicht nur Statist, sondern Regisseur und Hauptdarsteller zu sein, dann freu Dich über das Wirken des Geistes Gottes in und an Dir und durch Dich!

Denk einmal darüber nach, was Du Dir wünschst, wo Du etwas schaffen möchtest, das noch nicht da ist:

in Deinem Leben           in Deiner Gemeinde            in der Gesellschaft/Deinem Ort/Stadtteil

Das heißt es, um Gottes Geist zu bitten. Nicht, weil wir ihn noch gar nicht hätten, sondern um mir bewusst zu machen, dass ER schon da ist, ihm Raum zu geben und anzufangen!

Wo ich im Sinne dieses kreativ erschaffenden, Neues wollenden Geistes schaffe, da wirkt Gott! Da wird Gottes Handeln sichtbar in der Welt!

Und wenn dieser Schaffensprozess begleitet wird von Gebet, richte ich mich immer wieder aus auf meinen Schöpfer und bleibe bewahrt vor Egozentrik und Stolz, der vergisst, woher ER kommt, dieser mächtige Geist, der alles zu schaffen vermag!

AMEN.

Donnerstag, 24. Januar 2013

Zuviel ist zuviel

Ich bin krank. Aber nicht immer merke ich das selbst.
Man geht rein ins Krankenhaus und kommt wieder raus und was einen krank macht, sind die Warterei und die Unsicherheit sowie das Cortison bzw. die Tatsache, dass der Körper nun schreit: "Aahh, jetzt soll ich DAS wieder selbst produzieren?!?"
Doch nun tut die körpereigene Hormonproduktionsstelle wieder ordnungsgemäß ihren Dienst, ich realisiere: das Warten und die Unsicherheit haben ein Ende - und ich ertappe mich am Abend eines guten Tages bei der Hoffnung, diese Krankheit möge mich doch einfach vergessen.
Die Hand kribbelt. Das ist ihr einziger Statthalter, der hier gerade die Stellung hält, so lange die anderen Symptome mal ein bisschen Urlaub machen.
Ich habe mir Urlaub verordnet - vorgezogene Semsterferien. Und ich komme mir faul dabei vor und unehrlich. Und ich werde streng mit mir und mit anderen:
"Ich bin ja gar nicht so krank, dass ich nicht zum Hebräischkurs könnte!"
"Pack mich nicht in Watte!"
"Mach mich nicht kränker, als ich bin."
Aber ich ahne, mir geht es gerade so gut, weil ich mir die Ruhe nehme - von Gönnen kann keine Rede sein. Ich ahne, es wäre anders, wenn ich in meinem gewohnten Tempo weiterlebte. Ich ahne, ich werde lernen müssen, ein Zuviel zu vermeiden. Aber wie geht das?
Ich merke doch erst dann, WAS zuviel ist, wenn es schon zuviel ist. Und wenn ich ein Zuviel permanent vermeide, scheue ich dann nicht nur jede Überanstrengung, sondern leider auch jede Herausforderung? Will ich so leben? In ständiger Angst vor dem Zuviel? 
Es geht mir doch gut - gerade. :)

Mittwoch, 23. Januar 2013

gelassenheit

meine engen grenzen
hab ich, gott, von dir.
grad wenn ich sie spüre,
bist du ganz nah bei mir

doch die dummen grenzen
sprengst du nicht, mein gott.
du bist der überwinder
im leben und im tod

doch ich, ich steh hier weiter
in meiner kleinen box
merk grad in deiner nähe,
mit mir ist nicht viel los

das zu lernen, zu begreifen,
ist dein ziel für mich.
denn wenn ich lern,
dass ich so bin,
überwindest du, nicht ich 

j.p. ´09


Donnerstag, 10. Januar 2013

"Dein Name (JHWH) ist über uns ausgerufen." Jer14,9b

"Flüstere also bitte meiner Seele deinen Namen zu, der nur für dich und mich ist." (aus: Die Hütte für jeden Tag)

Du füllst die Lücken, Gott!
Du kittest meine Seele. Dabei bist du nicht nur der Handwerker, sondern das Füllmaterial selbst!
Du gibst dich - ganz und gar!
Und ich werde heil.

Amen.